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Partizipation in der Kindertagesbetreuung
In Art. 12 Abs. 1 der UN-Kinderrechtskonvention ist das Mitspracherecht von Kindern verankert: „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife."
Partizipation in der Kindertagesbetreuung
„In einer Demokratie ist das Recht auf Beteiligung keine Frage des Alters. Jedes Kind hat ein Recht darauf, seine Interessen zu äußern und in altersangemessener Weise mit diesen auch berücksichtigt zu werden. Partizipation ist eine Frage der pädagogischen Haltung und Gestaltung“ (Bayerische Bildungsleitlinien, 2012) .
Bayerische Kindertageseinrichtungen stehen daher in der Verantwortung, der Partizipation der Kinder einen festen Platz einzuräumen. Sie haben die Aufgabe, Kinder an Entscheidungen zum Einrichtungsalltag und zur Gestaltung der Einrichtung zu beteiligen (Art. 10 BayKiBiG), mit geeigneten und fest im Kita-Alltag integrierten Beteiligungsverfahren darin zu unterstützen, ihre Rechte auf Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Mitwirkung an strukturellen Entscheidungen sowie ihre Beschwerdemöglichkeiten in persönlichen Angelegenheiten wahrzunehmen (§ 1 Abs. 3 AVBayKiBiG). Auf diese Weise lernen Kinder bereits in frühen Jahren, sich an Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, zu beteiligen. Sie entwickeln die Bereitschaft, entwicklungsangemessen Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. So gestalten die Kinder ihre Lebens- und sozialen Nahräume aktiv mit. Sie erlangen die Überzeugung, Einfluss nehmen zu können, und erwerben mit der Zeit die Fähigkeit und die Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe (vgl. BayBEP, Kap. 8.1).
Im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan (BayBEP) und in der U3-BayBEP-Handreichung zur Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern bis 3 Jahren ist das Kinderrecht Partizipation als zentrales Merkmal von pädagogischer Qualität in der Kita und Kindertagespflege verankert.
Unterstützungsangebote für bayerische Kindertageseinrichtungen und (Groß-)Tagespflegestellen zur Entwicklung einer guten Partizipationskultur
- Das Angebot der Pädagogische Qualitätsbegleitung (PQB), das Kindertageseinrichtung bei der Weiterentwicklung ihrer Interaktionsqualität einschließlich ihrer Partizipationskultur unterstützt. PQB wird vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) begleitet. Das Angebot PQB wird in 2021 auf die (Groß-)Tagespflege ausgeweitet.
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- Der PQB-Qualitätskompass als Instrument zur Beobachtung und Reflexion von Interaktionsqualität in Kindertageseinrichtungen, den alle bayerischen Kindertageseinrichtungen im Oktober 2020 erhalten haben und der die zentrale Grundlage der Pädagogischen Qualitätsbegleitung ist; eine Version der PQB-Qualitätskompasses für die (Groß-)Tagespflege ist in Arbeit.
- Unterstützung bei der Verankerung von Partizipation in der pädagogischen Kita-Konzeption durch den IFP-Orientierungsrahmen „Erfolgreiche Konzeptionsentwicklung leicht gemacht“ und den aufgebauten Multiplikator/innenpool Konzeptionsentwicklung, die für Fortbildungen und Inhouse-Begleitung abrufbar ist.
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Startchance Kita digital
Qualifizierungskampagne „Startchance Kita digital“, die die Ergebnisse des Modellversuchs „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ in die Fläche bringen und im September 2021 starten wird. Die Kampagne unterstützt bayerische Kindertageseinrichtungen darin, ihren digitalen Bildungsauftrag umsetzen und dabei alle Kinderrechte auf Partizipation, Befähigung und Schutz in der digitalen Welt zu verwirklichen. Sie wird vom IFP in Kooperation mit dem Zentrum für Medienkompetenz in der Frühpädagogik (ZMF) und den JFF-Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis durchgeführt.
Weitere IFP-Publikationen zur Partizipation von Kindern in Tageseinrichtungen
- IFP-Projektbericht: „Weiterentwicklung der Hausaufgabenpraxis in Horten und Häusern für Kinder. Bericht der Wissenschaftlichen Begleitung des Projektes in Stadt und Landkreis Rosenheim“ (Wildgruber, Schuster, Fischer, 2019), der für eine partizipative Hausaufgabenpraxis eintritt.
- Hausaufgaben. Lern- und Übungszeiten pädagogisch gestalten (Flack, Wildgruber, Reiche, Plehn, 2019, Freiburg: Herder)
- IFP/BKK-Broschüren zum Thema Feinfühligkeit als Grundlage einer partizipativen Beziehungsgestaltung mit Kindern:
- „Feinfühligkeit von Eltern und ErzieherInnen. Beziehungen mit Kindern im Alter von 3-6 gestalten“ (Beckh, Mayer, Berkic, Becker-Stoll, 2016)
- "Feinfühligkeit von Eltern und PädagogInnen in Schulen und Horten. Beziehungen mit Kindern im Grundschulalter gestalten" (Berkic, Mayer, 2019)
- IFP-Publikationen, die einen Sprachbildungsansatz im Kontext von Partizipation, Ko-Konstruktion und Inklusion darlegen:
- Kongressband „Inklusion und Partizipation – Vielfalt als Chance und Anspruch“ (Reichert-Garschhammer, Kieferle, Wertfein, Becker-Stoll, 2015),
- Kongressband „Sprachliche Bildung von Anfang an“ (Kieferle, Reichert-Garschhammer, Becker-Stoll, 2013)
- IFP-Handbuch „Sprachliche Bildung in Kitas“ (Reichert-Garschammer, Kieferle, 2012)
- IFP-Positionspapier „Gelingende BayBEP-Umsetzung in Kita – Schlüssel Projektarbeit“ (Reichert-Garschhammer, Bayerisches KoKita-Netzwerk, 2012), wonach Partizipation der Kinder ein zentrales Prinzip von Projektarbeit ist.